BESTE TISCHE: Juli 2025

Restauranttipp für Berlin: Boii Boii

© Bonappetrip / Angelika Schwaff

Im ehemaligen Lode & Stijn hat sich ein junges Team mit viel Herz und Thailand im Kopf frisch eingerichtet. Zugegeben, die Möbel draußen sind nicht gerade Instagram-Material, aber wer sich davon abschrecken lässt, verpasst richtig was. Ich war mit meiner Podcast-Partnerin Arlene da. Draußen am Tisch ein Papier-Platzdeckchen wie bei Oma, drumherum Kreuzberger Straßenleben. Und dann kamen die Teller. Und mit ihnen die Begeisterung. Wir haben alles geteilt. Einen Thai-Wassermelonensalat, so genial, dass wir fast vergessen hätten, wie simpel die Zutaten eigentlich sind. Frisch, scharf, süß, salzig – alles gleichzeitig. Und dann der ganze Fisch. Entgrätet, knusprig, perfekt gewürzt. Was das Boii Boii besonders macht, ist nicht nur das Essen, sondern die Atmosphäre. Fun Dining nennen sie es selbst. Locker, unprätentiös, mit Drinks, die genauso gut abgestimmt sind wie die Gerichte. Thai-inspiriert, ja. Aber mit eigener Handschrift. Für mich einer dieser Orte, die man zufällig entdeckt und sofort behalten will. Charmant und verdammt lecker.

Boii Boii, Lausitzer Straße 25, 10999 Berlin

 

Restauranttipp für Berlin: Onette

© Bonappetrip / Angelika Schwaff

Erinnert hat mich das Onette an ein Diner in Queens in den 90ern: schräge Lampen, unscheinbare Fassade, dafür aber ein eindeutig exisitierender Instagram-Charme. Und eine Karte, die irgendwie alles kann: Brunch und Lunch. Es gibt eine Menge Sandwiches, wie das in Dinern so üblich ist, aber eben ein wenig eingedeutschter. Zum Beispiel mit Forelle oder gebackenem Fisch. Mein Favorit war ein herrlich grünes Sandwich mit Käse und so viel Blattgemüse, dass es fast gesund war. Dazu ein Kartoffelsalat wie von Mama. Der Service war sehr herzlich, nur das Besteck-Selbstholen hat mich kurz irritiert. Abends gibt’s nur Drinks & Snacks, aber ich komme definitiv wieder. 

Onette, Grunewaldstraße 11, 10781 Berlin

 

Restauranttipp für Berlin: Brasserie Dandelion

© Bonappetrip / Angelika Schwaff

Es gibt ja wirklich nur wenige Gründe, sich in diese Ecke Berlins zu verirren. Außer man muss hier umsteigen und will schnell wieder weg, oder man sucht was Gutes vorm Konzert. So wie ich neulich. Fürs Michelberger hat die Zeit nicht gereicht, also endlich mal rüber zur Brasserie Dandelion. Drinnen: großzügig, bunt, offene Küche, ein bisschen Japan, ein bisschen Frankreich,  so wie meine nächsten Reisepläne, juhu! Die Karte verspricht „kreative Neuinterpretationen bekannter Klassiker“, und das trifft’s ziemlich gut. Vorspeisen: solide. Aber dann mein Hauptgericht: Zaru Soba, das sind kalte Buchweizennudeln mit eiskalter Tsuyu-Soße und Tempura. Ein japanischer Klassiker, hier mit so viel Fingerspitzengefühl umgesetzt, dass ich kurz das Berliner Betonpanorama vergessen habe. Dazu: ein Service, wie man ihn sich öfter wünschen würde. Herzlich, aufmerksam, echt sweet. Fazit: Wer hier doch mal strandet, geht zu Dandelion.

Brasserie Dandelion, Warschauer Str. 36, 10243 Berlin

 

Restauranttipp für Berlin: Rolls

© Bonappetrip / Angelika Schwaff

Ich bin ständig auf der Suche nach dem besten Banh Mi der Stadt. Und wenn man wie ich schon mal ganz Vietnam durchquert hat, nur um die perfekten belegten Baguettes zu finden, dann hat man ziemlich hohe Erwartungen. Aber genau deshalb hat es mich zum Rolls gezogen. Denn das hatte ich schon öfter gehört: Da soll das Banh Mi richtig gut sein. Und ja, das stimmt. Das hier ist kein schicker Laden, sondern eher ein moderner Imbiss. Man kann sich hinsetzen, die meisten nehmen ihr Essen aber mit. Bestellt wird online oder am Touchscreen direkt vor Ort. Alles läuft schnell und unkompliziert. Das Banh Mi selbst? 23 Zentimeter vollgepackter Genuss. Knusprige Kruste, weiches Inneres, genau so, wie ich es aus Vietnam liebe. Die Füllung war üppig, kräftig gewürzt, frisch und balanciert. Man schmeckt, dass hier jemand weiß, was er tut. Gegründet wurde das Rolls von Lien, die in Berlin geboren ist, aber mit der Küche Vietnams aufgewachsen ist. Sie bringt ihre kulinarische Erinnerung an das Frühstück in Saigon genauso ein wie modernes Berliner Lebensgefühl. Die Karte ist klein, klar und ganz auf Qualität ausgerichtet. Neben Banh Mi gibt es auch Summer Rolls, Säfte und ein paar Snacks. Alles auf die Hand oder für eine kurze Mittagspause. Ich war übrigens auch da, weil viele von euch gefragt haben, ob ich nicht mal meine liebsten günstigen Adressen vorstellen könnte. Wunsch erfüllt. Das Rolls ist eine dieser Adressen. Für mich eine der besten Anlaufstellen für vietnamesisches Streetfood in Berlin. Und ein Ort, der mich für einen kurzen Moment zurück nach Vietnam gebracht hat.

Rolls, Prenzlauer Allee 176, 10409 Berlin

 

restauranttipp für Berlin: orania

© Bonappetrip / Angelika Schwaff

Seit acht Jahren serviert das Orania eine Pekingente, die XBerg Duck, die längst Kultstatus hat. Küchenchef Philipp Vogel hat die Idee aus China mitgebracht, wo er einige Zeit gelebt und gekocht hat. Jetzt gibt es passend zur Saison eine leichtere Sommervariante. Ich war eingeladen zu einem Pressedinner und sage es ganz offen: Ich folge selten solchen Einladungen, aber diesmal war ich neugierig. Und es hat sich gelohnt. Schon beim Menü fängt der Spaß an. Es kommt als kleine Klappkarte zum Einstecken, aufmerksame Augen entdecken eine Ente im Borat-Badeanzug. Kein Witz. Für jeden Gang gibt es dort sogar Handlungsanweisungen, und als wäre das noch nicht dad-joke-lastig genug, endet das Ganze mit Glückskeksen. Gefüllt mit Flachwitzen, bei denen Philipp Vogel endgültig den Vogel abschießt. So schlecht, dass es schon wieder gut ist. Kulinarisch war es eine runde Sache. Der erste Hauptgang ist zum Selberbauen: Reispapier, Salat, aromatisches Entenfleisch, die klassischen Beilagen. Ideal zum Teilen und mit genug Spielraum für den eigenen Geschmack. Danach kommt die Ente pur auf den Teller, saftig und voll auf den Punkt. Und zum Schluss ein kaltes Nudelgericht, das mich sofort an mein Rezept für Cold Sesame Noodles erinnert hat. Kühl, nussig, perfekt ausbalanciert. Das Orania schafft, was nicht viele schaffen. Es verbindet Handwerk, Humor und Haltung. Und serviert dabei eine Sommerente, die nicht nur köstlich ist, sondern auch richtig Spaß macht.
Orania, Oranienplatz 17, 10999 Berlin

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BESTE TISCHE: Juni 2025